Hl. Florian als Zeuge
Predigt Feuerwehrmesse Oberkappel, 4.5.2025
Perikopen: Apg 5,27-32.40-41 Joh 21,1-19
Liebe Feuerwehrkameraden, liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Der heilige Florian, euer Patron, ist ein wichtiger Zeuge. Er bezeugt den Glauben, er bezeugt aber auch Mitmenschlichkeit und Solidarität. Und er ist ein Blutzeuge, ein Märtyrer, der sein Leben aus Liebe gegeben hat. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben gibt für seine Freunde,“ sagt Jesus. Und wie Jesus den Petrus fragt “liebst du mich“ so fragt er das auch uns. Und das ist der Gradmesser, die Frage nach unserer Liebe, die wir durch nichts anderes beantworten können, als durch das Zeugnis unseres Lebens. Zeuge werden, Zeuge sein, Zeugnis geben, dazu spornt uns der heilige Florian an. Drei Gedanken erscheinen mir hier wichtig.
Erstens: Zeuge das bedeutet Zeigen. Florian hat gezeigt, was ihm wichtig ist. Er hat gezeigt, dass ihm die Glaubensgeschwister von Lorch, die in Bedrängnis waren, wichtig sind. Der pragmatisierte römische Staatsbeamte hätte auch in St. Pölten sitzen bleiben können, so als ob ihn das nichts abgeht. Er hat es nicht getan. Er hat gezeigt diese Menschen sind mir wichtig. Er hat gezeigt, dass ihm die Menschlichkeit wichtig ist. Menschlichkeit und Mitgefühl, das braucht es ganz dringend in einer Zeit, in der wir viel Gegenteiliges erleben. Wo Mensch drauf steht, da soll auch ein Mensch drinnen sein. Ich kann mich erinnern wie einmal eine Dame einen öffentlichen Raum betrat, die wohl etwas zu viel Inhalt ihrer Parfümfalsche erwischt hatte. Es hat jedenfalls sehr intensiv gerochen zu intensiv. Ein anderer Mensch in diesem Raum meinte, nachdem die Dame den Raum wieder verlassen hatte: „Naja, ein bisschen nach Mensch dürfe man doch noch riechen.“ Die Feuerwehr zeigt, dass ihnen die Menschen wichtig sind. Das wird in euren Einsätzen deutlich. Danke. Vergelts Gott!
Zweitens: Zeuge bedeutet zeugen, im Sinne von hervorbringen. Der heilige Florian und sein Bekennermut haben ganz eindeutig christliche Kultur hervorgebracht. Florian war der Überzeugung, dass nicht die Staatsgötter Roms, sondern der Gott der Christen Kultur und Gesellschaft prägen sollen. Er war einer, der versucht hat das weiterzugeben. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte im Evangelium: „Es ist der Herr.“ Genau um diese Erkenntnis geht es. Dass da der Herr in unserer Kirche und Gesellschaft am Werk ist, ja im Leben eines jeden von uns. „Es ist der Herr!“ Stimmt das, wenn ich auf mein eigenes Leben schaue? Könnten das andere von mir sagen. Es geht darum, dass wir wirklich christliche Kultur hervorbringen, und nicht bloß Kulturchristentum sind. Das Christentum in Europa definiert sich vor allem in der politischen Rede als Kulturchristentum, dh. nicht als persönliche Entscheidung für die Lehren Jesu oder die Kirche, sondern als Abgrenzung gegen andere. Es ist irgendwie unsere Kultur, im Gegensatz zu anderen Kulturen eben. Christ sein gegen andere in Gestalt der Fremden mit ihrer uns fremden Kultur. Religiös gesehen hauptsächlich heute gegen Muslime, denn Juden gibt es ja fast keine mehr bei uns, die haben wir ja ausgerottet. Kulturchristentum ist Christentum gegen andere und steht immer noch auf zwei Füßen, halbwegs zumindest: man lässt die Kinder taufen und heiratet zum Teil auch noch kirchlich, aber das Wort Jesu spielt im eigenen Leben keine Rolle mehr. Jesus ist eben nicht mehr der, der den Tod besiegt hat, sondern jemand, den man verehren kann oder auch nicht. Gebet und Gottesdienst sind deshalb überflüssig, der Sonntag gehört allein der Familie, die Not der anderen ist deren Problem. Nichts was Jesus wichtig war ist im Kulturchristentum noch wichtig: weder Gerechtigkeit noch Barmherzigkeit noch Vergebung. Der Ich-Kult als Ausformung des Kulturchristentums. Florian bringt christliche Kultur hervor. Die Florianimesse erinnert uns daran, dass das immer und überall möglich ist, nicht nur in der Kirche, sondern am Arbeitsplatz, in den Vereinen und Gruppen, dort, wo wir hineingestellt sind, mitten im Alltag.
Drittens: Zeuge sein bedeutet ziehen. Zeugen sind hineingezogen in die Spur Jesu. Jesus zieht sie an, und so können auch wir für Jesus anziehend werden. „Trahe me post te – zieh mich hinter dich,“ heißt es im Hohelied der Liebe im Alten Testament. Florian ist den Spuren Jesu in dieser Welt nachgegangen, wie viele vor ihm und noch viel mehr nach ihm. Wir sind gefragt heute diesen Spuren des Herrn nachzugehen, damit sich auch heute die Kräfte Jesu entfalten. „Retten, bergen, löschen, schützen,“ ist das Motto der Feuerwehr. Das sind denke ich auch die Kräfte die Jesus entfaltet, und von denen wir uns anziehen lassen dürfen. Wir sollen ja nicht neben der Spur sein, sondern in der Spur bleiben.“ Es geht darum, dass wir nicht einen Scherbenhaufen oder einen Schuldenberg hinterlassen, sondern dass es hinter uns herblüht. Der Name Florian heißt übersetzt der Blühende. Das ist Programm für uns alle.
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Feuerwehrkameraden!
Der heilige Florian ist ein wichtiger Zeuge unseres Glaubens und auch, denke ich, ein sehr sympathischer Heiliger. Er ist Zeuge und zeigt, was wichtig ist. Er ist Zeuge und zeugt, bringt hervor. Er ist Zeuge und zieht uns in die Spur Jesu hinein. „Heiliger Florian, du Patron unserer Heimat, bitte für uns.“ Amen.