Genau betrachtet
Menschliche Arbeit nur den Marktmechanismen wie Angebot, Nachfrage, Preisbildung oder Wettbewerb zu unterwerfen, führt zu unmenschlichen Auswüchsen. Armut, Leid, psychische Krisen bei Arbeitslosigkeit oder Niedriglohnsektor mit Armutsgefährdung trotz (Vollzeit)Arbeit sind die Folgen. Über 400.000 Menschen suchen nun im Sommer bei guter saisonaler Lage einen passenden Arbeitsplatz. Wer gibt ihnen eine Chance?
Viele von ihnen haben entweder keine oder eine „am Markt nicht nachgefragte“ Qualifizierung, haben ein gesundheitliches Handicap oder sind einfach nur schon älter und werden dadurch von einer eigenständigen Existenzsicherung ausgeschlossen. In der Marktlogik gesprochen ist das ein klares Marktversagen.
Und genau diese ökonomischen Begriffe lassen mich stocken, wenn es um menschliche Arbeit geht, die ja Teilhabe und gesellschaftliche Integration ermöglicht und bei guten Arbeitsbedingungen auch das Selbstvertrauen stärkt. Marie Jahoda formulierte die Grundfunktion so: „Arbeit begründet das innerste Wesen des Lebendigseins.“
Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hauptsächlich - mindestens zu 75% - durch zu wenige Arbeitsplätze verursacht, Arbeit für alle geht sich nicht aus.
Damit offene Stellen besetzt werden können, müssen sich nicht nur arbeitslose Menschen anpassen, bei Berufswünschen, Gehaltsvorstellungen, Anfahrtszeiten etc., auch Betriebe müssen sich anpassen, bei ihren Suchstrategien, durch Änderung interner Abläufen, bei ihren zu hohen Einstiegsvoraussetzungen oder dadurch, dass sie wieder mehr Ausbildungsplätze anbieten. Ein selbstständiges Leben in Würde und mit Wertschätzung und Respekt steht allen arbeitenden und arbeitslosen Menschen zu.