Einander sehen, hören und bestärken - Mitarbeiter*innen-Treffen von Pastorale Berufe heuer online
An sieben Terminen, bei denen jeweils einige Dekanate regional zusammengefasst wurden, war es in Summe nahezu allen Mitarbeiter*innen möglich, teilzunehmen. Entsprechend freudig äußert sich Mag. Stephan Haigermoser, Referent in der Abteilung Pastorale Berufe: „Ich bin froh, dass wir die Treffen in dieser Form umgesetzt haben, denn die Teilnahme war so hoch wie noch nie.“
Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger PMM, Direktorin der Abteilung Pastorale Berufe, zeigte sich ebenfalls sehr glücklich darüber, dass dieses Treffen umgesetzt werden konnte: „Ich bin sehr froh, dass zumindest diese Online-Version der Mitarbeiter*innen-Treffen möglich war, um die Tradition der jährlichen Treffen nach einer Unterbrechung im Jahr 2020 wieder fortsetzen zu können. Ins Gespräch kommen, Begegnungsmöglichkeit schaffen und Bestärkung im seelsorglichen Arbeiten, das sind neben den inhaltlichen Schwerpunkten die Grundziele dieser Treffen.“
Zur Einstimmung auf das Treffen und zur körperlichen Stärkung beim Termin selbst wurde im Vorfeld per Post ein Paket an alle Mitarbeiter*innen versandt. Jede*r Teilnehmer*in bekam Knabbereien, aber auch eine Proviantdose und Wachstücher zur nachhaltigen Aufbewahrung zukünftiger „Lunchpakete“ zugeschickt.
Um den Zusammenhalt über die räumliche Distanz spürbar werden zu lassen, waren zudem Lesezeichen mit der Aufschrift „Du gehörst dazu“ beigepackt, die dann in der Einstiegsrunde verwendet wurden. Damit konnte das, laut Stephan Haigermoser, wichtigste Ziel des Mitarbeiter*innen-Treffens artikuliert werden, nämlich „dass alle Mitarbeiter*innen erleben: Ich gehöre dazu, ich werde wahrgenommen, was ich schaffe, denke und plane ist relevant.“
Erfahrungen in Krisenzeiten – Von der Zukunft her handeln
Inhaltlich stand das Treffen unter dem Titel „Neues im Alten – Altes im Neuen“. Diesem Motto entsprechend wurden einerseits Erfahrungen aus den Krisenzeiten reflektiert, andererseits der Blick auf die strukturellen Veränderungen und die inhaltliche Ausrichtung des Zukunftsweges gerichtet.
Zu Beginn präsentierte Mag. Alois Giglleitner, Referent in der Abteilung Pastorale Berufe, unter dem Titel „Erfahrungen in Krisenzeiten: Von der Zukunft her handeln“ Grundzüge der „Theorie U“ des Unternehmensberaters und MIT-Forschers C. Otto Scharmer. Dieser beschreibt drei zentrale Krisen in der sich die Welt im allgemeinen und abseits von Corona befindet: die ökologische, die soziale und die spirituelle. Die Theorie U ist gleichsam eine Landkarte für tiefen persönlichen, organisationalen und sozialen Wandel, dieser wird durch eine dreifache Öffnung ermöglicht: die Öffnung des Denkens, des Herzens und des Willens. Der Prozess führt vom genauen Hinsehen über das mitfühlende Hinspüren zum Sich-Verbinden mit der „Quelle“, wo das Zukünftige schon gegenwärtig ist. Damit dies gelingt, sind drei Gegenkräfte, die Stimme des vorschnellen Urteilens, die Stimme des Zynismus und die Stimme der Angst zu überwinden.
Angeregt durch diesen Input wurden die Teilnehmer*innen in Kleingruppen zu einem Austausch über die aktuelle Situation im jeweiligen pastoralen Feld eingeladen.
Notwendigkeit des Zukunftsweges – Selbstverständnis gelebter Kirche
Im zweiten Teil des Treffens ging es zentral um die inhaltliche Ausrichtung des Zukunftsweges. Vorweg verdeutliche Bischof Manfred Scheuer im eingespielten Video-Grußwort, wie wichtig der derzeitige innerdiözesane Reformprozess sei. Denn, so Scheuer: „Das Schlimmste wäre, würden wir nichts tun und alles dahinlaufen lassen. Das wäre der schleichende Verlust von Lebendigkeit, ein Flickwerk, das sich irgendwann – vermutlich recht bald – nicht mehr flicken lässt.“ Dabei betonte Scheuer, dass es nicht notwendig sei, die Kirche neu zu erfinden, vielmehr geht es darum, auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren, damit Kirche weiterhin vor Ort erlebbar bleibt. Auch wenn dieser Prozess mit Sorgen und Ängsten verbunden ist, so hat Scheuer bei den pastoralen Mitarbeiter*innen viel Zustimmung für die Notwendigkeit dieses Prozesses und auch eine große Beteiligung wahrgenommen. Deshalb ist der Bischof davon überzeugt, dass dieser Reformprozess heilsame Bewegung bringen wird, die wiederum Begegnung mit Gott und den Menschen ermöglicht.
Im Anschluss daran referierte Brigitte Gruber-Aichberger über das „Selbstverständnis von gelebter Kirche im pastoralen Handlungsraum Pfarre“. Im Rückgriff auf die pastoralen Leitlinien, das Handbuch zur Struktur und deren inhaltliche Schwerpunkte formulierte Gruber-Aichberger zuerst, worin sich dieses Selbstverständnis zeigt: „Es geht darum, Seelsorge im Zusammenspiel der verschiedenen Orte und Personen so zu gestalten, dass Neues entstehen kann“. Wichtig ist dabei, auch jene Menschen und ihre Lebenswelt mitzubedenken, die eben nicht in die Kirche kommen. Im Umgang mit den Menschen, die Kirche mitgestalten möchten, gilt es, ihre Charismen zu entdecken und zu fördern, ihnen Raum zu geben und in ihnen nicht bloß Funktionär*innen zu suchen. Gruber-Aichberger betonte weiters die Relevanz der gemeinsamen Ausrichtung der Seelsorge an den Schwerpunkten Spiritualität, Solidarität und Qualität. Es sei notwendig, dass Seelsorger*innen auskunftsfähig sind über ihren Glauben und dass sie sich nicht in kleinen Zirkeln abschotten, sondern ihren Auftrag für die Welt erfüllen. Außerdem ist es wichtig, für Qualität zu sorgen, damit „Menschen die Kirche und Glaubensverkündigung als Hilfe zum Leben, als brauchbar, verständlich, orientierend und hilfreich erfahren“. Zuletzt betont Gruber-Aichberger, dass das Wie entscheidend ist, denn: „Im konkreten Tun zeigt sich das wahre Selbstverständnis von Seelsorge und Seelsorger*in sein.“ Dieses Tun sollte geprägt sein von einer fragenden Haltung, sowie einer Haltung des Respekts, der Wertschätzung, aber auch des wertschätzenden Interesses.
Abschließend thematisierte Gruber-Aichberger die Funktionen und Rollen der hauptamtlichen Laien in der neuen Struktur.
Bedürfnisse und Herzensanliegen
Der letzte Teil des Mitarbeiter*innen-Treffens war dem Austausch innerhalb der Dekanate gewidmet, wobei intensiv über die georteten Bedürfnisse in der derzeitigen Situation der Kirche und die „Herzensanliegen“ der hauptamtlichen Mitarbeiter*innen gesprochen wurde. Sorge bereiten den Mitarbeiter*innen vor allem die Frage der Form der Zusammenarbeit in den neuen Strukturen, die Bewältigung von Sakramentenseelsorge, das Loslassen von Rollenbildern, aber auch die Gewinnung, Entwicklung und Bildung von neuen Seelsorgeteams. Trotz der Unsicherheiten, die große Veränderungen notwendigerweise mit sich bringen, werden im Grundtenor von den Mitarbeiter*innen große Hoffnungen in den Zukunftsweg der Diözese gelegt.
Im Rückblick äußern sich die beiden Moderatoren der Treffen, Dipl.Pass.in Beatrix Hofer und Mag. Alois Mayer, zufrieden über den Verlauf und die technische Umsetzung. Für Stephan Haigermoser und Brigitte Gruber-Aichberger hatten die Mitarbeiter*innen-Treffen angesichts der aktuellen Veränderungen eine besondere Relevanz: „Die gegenwärtige Situation mit einer Corona-Pandemie, mit diözesanen Veränderungsprozessen und gesellschaftlichen Umwälzungen verlangt allen Mitarbeiter*innen Außerordentliches ab. Die vergangenen Treffen, wo man einander sehen, hören, spüren und bestärken konnte, wurde von vielen als seelische Nahrung auf dem gemeinsamen Weg empfunden,“ resümiert Stephan Haigermoser.
Ähnlich drückt es Brigitte Gruber-Aichberger folgendermaßen aus: „Eine entsprechende methodische Vielfalt und die aktive Beteiligung sehr vieler Seelsorger*innen haben eine sehr gute Stimmung und das Gefühl des Miteinanders entstehen lassen, was hoffentlich dann auch bestärkende Wirkung im Seelsorgealltag hat. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Mitarbeiter*innen sich den Neuerungen im Zukunftsweg mit der Bereitschaft zum Mitgestalten und Entwickeln stellen. Darüber freue ich mich natürlich besonders.“
Text: Mag.a Melanie Wurzer BA