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Fr. 15.07.22

das Älterwerden ist ein weites Land.

Gedanken von Rupert Aschauer zum Welttag der Großeltern und Senioren am 24. Juli.

Es war ein Ereignis für mich, für meine Geschwister und für meine Cousinen und Cousins: Zweimal im Jahr, nach Allerheiligen und nach Ostern, gab es diesen besonderen Nachmittag. Da wurden wir mit unseren Eltern von den Großeltern zum Ahnltag eingeladen. Allein schon dieses Ereignisses wegen liebte ich meine Großeltern. Denn dieses Treffen vermittelte mir schon als Kind die unglaubliche Kraft und das je eigene Selbstbewusstsein der Generationen, sowie ein starkes Wir-Gefühl.                                                                                                         

Leider wurde die Großelterngeneration in den letzten 40 Jahren von einem regelrechten Jugendwahn ergriffen, der darin gipfelte, das Wort „alt“ möglichst aus dem Sprachschatz zu verbannen, die Jüngeren in ihrer Leistungsfähigkeit und in ihrem Aussehen nachzuahmen oder vielleicht sogar zu toppen. Dieses Vergleichen mit der Jugend ist nicht zielführend. Die ältere Generation hat die große Chance, sich von diesen Ansprüchen und Begehrlichkeiten zu emanzipieren. Eine neue Identität gilt es zu definieren auf Basis der Aussage von Käthe Kollwitz: „Das Alter ist nicht ein Rest an Jugendkraft, sondern etwas Eigenes und Großes.“ Das je Eigene des Alters und das Große dieses Lebensabschnittes gilt es zu entdecken und ins eigene Leben zu übertragen. Das oftmals geschmähte Wort „alt“ ist dazu der Schlüssel. Es kommt aus dem Althochdeutschen „ald“ und dem Westgermanischen „alda“ und bedeutet so viel wie wachsen/nähren. Das heißt, mit ihrem Erfahrungsschatz tragen Groß-, Urgroß- und Ururgroßeltern, sowie ältere Menschen dazu bei, eine ganze Gesellschaft zu nähren und sie geistig wachsen zu lassen. Sie sind es, die viele Jahre und Jahrzehnte überbrücken und den Jüngeren zugänglich machen. Die Generationen jenseits der fünfzig haben das Leben in ihrer Weite und Tiefe, in ihrer Freude und Sorge schon intensiv verspürt, ausgekostet und bisweilen auch durchlitten, sodass sie viel zu berichten wissen. Sie können durch ihre Geschichten und ihren großen Erfahrungsschatz, so manche Lebensfrage Jüngerer beantworten. Henry Ford, der legendäre US-Autobauer, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Nimm die Erfahrung und die Urteilskraft, der Menschen über 50 heraus aus der Welt, und es wird nicht genug übrigbleiben, um ihren Bestand zu sichern.“

 

Das Älterwerden ist ein weites Übungs-Feld. So wie ein Gärtner oder ein Landwirt seinen Humusboden sorglich pflegt, damit er bestehen bleibt und so die Fruchtbarkeit und die Lebendigkeit bewahrt werden, so ist es auch mit dem Humor. Der Humor ist der Nährboden für die Seele. Ihn gilt es, besonders im Älterwerden, zu hegen und zu pflegen, damit die Seele Lust hat, im Menschen kreativ zu sein, finden doch in der Zeit 60+ große seelische Umbrüche statt, die das Potential haben zu erschüttern. Dazu ein Erfahrungssatz, männlich/60+: Den göttlichen Schatz tragen wir im zerbrechlichen Gefäß unseres Lebens! (frei nach 2 Kor.4,7a) Das Bewusstsein wird stärker, dass das Göttliche in uns präsent ist wie ein großer Schatz, uns aber auch die Zerbrechlichkeit und Hinfälligkeit unseres menschlichen Lebens deutlicher vor Augen gestellt wird.

 

Auf ein langes Leben zurückblickend, kommt C.G. Jung zu folgendem Schluss: „Wir können den Nachmittag des Lebens nicht nach den Regeln des Lebensmorgens leben; denn was groß war am Morgen, wird am Abend klein sein, und was am Morgen Wahrheit war, ist am Abend zur Lüge geworden.“ Die Aussage klingt hart, ist aber bei näherer Betrachtung durchaus verständlich. Wenn man an der Wahrheit, die man in jungen Jahren gewonnen hat, ein ganzes Leben lang festhält, hat man gute Chancen, das Leben zu verpassen. Aber was ist dann der rote Faden, der durch ein ganzes Leben führt und die sich verändernden Lebenseinstellungen und die sich wandelnden Lebenswahrheiten miteinander in Verbindung bringt, damit sie eins sind?                                                                                                                       

Die alten Menschen haben es mich gelehrt: Dieser rote Faden ist die Liebe! 

Der folgende Traum einer 85Jährigen im Pflegeheim Mauthausen macht deutlich, dass hochbetagte, pflegebedürftige und/oder demente Menschen für die Vollendung ihres Lebens alles in Bewegung setzen, um mit all ihren Kräften ihr ganzes Leben unter einen Hut zu bringen. Die alte Frau träumt von fünf Kühen, die sie vom Stall über eine Wiese auf die Weide treiben soll. Beim Verlassen des Stalls laufen die Kühe in alle Richtungen davon. Auf meine Frage, ob sie es schließlich geschafft hat, sagt sie: Ja, aber am Morgen bin ich allein mit der Matratze im Bett gelegen; alles andere war am Boden verstreut.

 

Selbst schon etwas in die Jahre gekommen, stellt sich mir die drängende Frage: „Womit kann ich mein Älterwerden in seiner ganzen Tiefe und Weite, in seiner ganzen Freude und all seinem Schmerz vergleichen?“ Ein angemessenes Gleichnis ist für mich die Nuss, die in fruchtbare Erde gelegt, von innen her aufbricht, sich einwurzelt und dadurch ständig über sich selbst hinauswachsend, den Himmel berührt. Das ist das Wesen der Nuss und mein Wesen als (älter) werdender Mensch: zutiefst geerdet zu sein und auf ewig „gehimmelt“.

 

Rupert Aschauer

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